Multitasking

Das gleichzeitige Bearbeiten mehrerer Aufgaben ist eine Illusion – Kinder können Aufgaben nur nacheinander lösen.

Computer sind wie geschaffen für Multitasking. Die Lernplattform, die Lern-App, das Mailprogramm, der Newsfeed und sämtliche sozialen Plattformen sind gleichzeitig aktiv. Mit nur einem Klick springen die Kinder zwischen den digitalen Welten hin und her.

Ist es wirklich Multitasking?

Die digitale Welt drängt den Nutzerinnen und Nutzern das Multitasking auf: Wenn ein Kind Texte von einem Programm kopiert, zwischenspeichert, editiert und dann wieder in ein neues Dokument einfügt, arbeitet es scheinbar gleichzeitig an mehreren Aufgaben. Dem Kind wird dabei jedoch nicht abverlangt, zur selben Zeit mehrere Aufgaben zu lösen, sondern mit höchster Konzentration und in kurzer Abfolge nacheinander komplexe Tätigkeiten auszuführen.

 Die Gefahr ist, dass ­das Kind die eigentliche Aufgabe regelmäßig unterbricht und dadurch insgesamt ­länger braucht.

Merkmale von Multitasking

  • Bleibt an der Oberfläche
  • Erschwert konzentriertes Arbeiten an einer Aufgabe
  • Kurzweilig, abwechslungsreich
  • Kann bei zu vielen Paralleleindrücken überfordern
  • Verarbeitung von Informationen in Häppchen

Schritt für Schritt zum Ergebnis

Für manche Eltern mag es befremdlich wirken, wenn sie ihre Kinder beim Lernen am Handy oder PC beobachten. Sie vergleichen das von außen willkürlich anmutende Klicken und Wischen mit der analogen Kulturtechnik des Schreibens mit Stift und Papier. Der direkte Vergleich kann sie zweifeln lassen, dass diese Art des Lernens funktioniert.

Auch am Computer ist konzentriertes Arbeiten möglich. Die Herausforderung für die Kinder besteht darin, die einzelnen Aufgaben in kleine Handlungsschritte zu unterteilen und diese jeweils fokussiert bis zum Ende abzuarbeiten.

Beispielsweise muss für ein Referat das passende Bild in einem Browser gefunden, in der richtigen Größe aufgerufen, im passenden Format abgespeichert und schließlich in ein Präsentationsprogramm eingefügt werden. Das ist kein Multitasking, sondern eine Abfolge von kompakten, aber anspruchsvollen Teilaufgaben.


Multitasking macht Spaß

Warum sind Kinder – aber auch Erwachsene – so anfällig für das digitale Multitasking? Ein Grund könnte sein, dass Multitasking sich nach mehr Spaß anfühlt, als sich auf eine einzelne Aufgabe zu konzentrieren.

Der vermeintliche Spaß entsteht dadurch, dass die Kinder durch das Hin- und Herspringen ständig belohnt werden. Die Belohnung besteht in neuen Sinnesreizen, die mit jeder Anwendung auf das Kind einprasseln. So empfindet das Kind einen Mehrwert und wird angespornt, regelmäßig zu überprüfen, ob es in der parallel laufenden Anwendung wieder etwas Neues zu entdecken gibt.


Konzentration: eine große ­Herausforderung – nicht nur für Kinder

Der Wechsel der Werkzeuge und Aufgaben macht einerseits den Reiz des digitalen Arbeitens aus. Gleichzeitig verlangt es von den Nutzerinnen und Nutzern aber auch ein hohes Maß an Konzentration bzw. einen sicheren Umgang mit digitalen Werkzeugen.

Konzentration ist die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit zu bündeln und auf eine einzige Aufgabe zu richten. Je länger die Fokussierung dauert, desto anstrengender wird es.

Abhängig vom Alter

Kinder können sich je nach Alter unterschiedlich lange konzentrieren.


Knaf, Joachim |  Digitales Lernen für Eltern © Dorling Kindersley Verlag München, 2022 

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