Nachhaltig Lernen

Lernen bedeutet, Informationen im Gedächtnis abzuspeichern.

Streng genommen ist der Begriff „digitales Lernen“ falsch. Menschen lernen analog, denn das Gehirn kann keine digitalen Signale verarbeiten. Damit wir uns etwas merken können, müssen die Informationen vom Arbeits- in das Langzeit­gedächtnis gelangen.

Wie werden Informationen langfristig abgespeichert?

Es kommt vor, dass ein Kind die Handlung eines Films wiedergeben kann, den es vor Monaten gesehen hat, von der gestrigen Matheprüfung jedoch keine einzige Aufgabe. Im ersten Fall kann das Kind die Handlung im Langzeitgedächtnis nachhaltig abspeichern, im zweiten Fall bleiben die Aufgaben nur kurze Zeit im Arbeitsgedächtnis.

Es gibt zwei grundlegende Methoden, um Informationen vom Arbeitsgedächtnis ins Langzeitgedächtnis zu transferieren: durch Wiederholen und durch Verknüpfen von alten mit neuen Informationen.

Der Nürnberger Trichter

Nach einer antiquierten Vorstellung, die sich hartnäckig hält, befüllen Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler mit Wissen. Allerdings ist Lernen ein aktiver Prozess, der im Kind stattfindet. Die Lehrkräfte haben darauf nur bedingt Einfluss.

Takimata Sanctus
consetetur sadipscing

Präsentations-"Karaoke"

Können sich Kinder multimediale Inhalte besser merken?

Die Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Manche Theorien sagen, dass Inhalte, die sowohl in Text- als auch in Bildform dargestellt werden, besser zu merken sind, beispielsweise bei Warnhinweisen.

Ein Gegenbeispiel ist das gleichzeitige Hören und Lesen von Texten auf Präsentationsfolien. Beim Präsentations-„Karaoke“ wird die Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler stark beansprucht, weil Hör- und Sehsinn die Informationen unterschiedlich schnell verarbeiten.


Das passiert im Gehirn

Bevor eine Information im Gehirn gespeichert wird, muss sie bewusst wahrgenommen werden. Unsere Sinneszellen leiten fortwährend unzählige Reize an das Gehirn weiter, doch viele Eindrücke bleiben nur für Millisekunden bis Sekunden im Gedächtnis. Beim Lernen müssen die Informationen es aber bis ins Langzeitgedächtnis schaffen.

      

    Sensorischer Speicher

    Alles, was wir sehen und hören, bleibt nur für kurze Zeit im Bewusstsein: das Plakat an der Bushaltestelle für eine Sekunde, die Ansage zur Klassenfahrt drei Sekunden. Nur wenige Informationen aus den sensorischen Speichern gelangen ins Arbeits­gedächtnis. Emotionen beeinflussen die Auswahl dieser Informationen.

      

    Langzeitgedächtnis

    Das Langzeitgedächtnis kann dauerhaft eine große Menge an Informationen speichern. Erst wenn die Informationen hier angelangt sind, kann daraus Wissen entstehen.

      

    Arbeitsgedächtnis

    Das Arbeitsgedächtnis kann nur für ca. 30 Sekunden Informationen behalten und verarbeiten. Im Alltag ist das zu beobachten, wenn Kinder versuchen, sich eine Wegbeschreibung zu merken. Meist können sie sich nur vier bis sieben Anweisungen merken.

      

    Lernen durch Verknüpfung

    Das Kind verknüpft vorhandenes Vorwissen mit neuen Informationen und erkennt so einen Zusammenhang.

      

    Lernen durch Automatisierung

    Je nach Informationsmenge, Motivation, Interesse und Vorwissen sind ca. sieben Wiederholungen notwendig, damit eine Information oder Handlung automatisiert und damit verankert ist.

    Gewohnheiten können sich auf das Lernverhalten der Kinder positiv auswirken. Beim Einüben eines Rituals wiederholen die Kinder automatisch.

Knaf, Joachim | Digitales Lernen für Eltern © Dorling Kindersley Verlag München, 2022

Nächster Beitrag

Selbstkompetenzen
Lesen