Mit der Jahrtausendwende, der ersten PISA-Studie, IGLU und weiteren Vergleichsstudien kam es in der Pädagogik zu einer Wende hin zur Datenbasierung. Bei der Entwicklung von Schule und Unterricht spielen Daten seitdem eine wichtige Rolle; nicht nur auf Ebene der Bildungspolitik und der Schulaufsicht, sondern auch auf Ebene der einzelnen Schulen. Dieser Beitrag legt den Fokus auf die Schulebene und widmet sich der Schulentwicklung als kreislaufförmigem Prozess.
Ziel von Schulentwicklung ist die fortlaufende Verbesserung von Schule und Unterricht. Diese verläuft nicht linear, sondern kreislaufförmig und nach jedem durchlaufenen Kreislauf beginnt ein neuer. Oftmals laufen sogar mehrere Kreisläufe parallel zueinander ab. Der Bildungserfolg der Lernenden steht dabei im Zentrum aller Bemühungen.
Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung sind in diesem Prozess zwei Seiten einer Medaille (vgl. Lankes, 2015, S. 3). Es geht sowohl um die Entwicklung von Abläufen und Prozessen auf ein festgelegtes Ziel hin (Qualitätsentwicklung) als auch um die Sicherung der Veränderungen und Verbesserungen, die infolge dieser Entwicklung erreicht werden (Qualitätssicherung) (vgl. ebd. S. 3f., Huber/Schneider/Hader-Popp, 2018, S. 198).
Durch eine umfassende Bestandsaufnahme wird den Fragen nachgegangen: Wo steht unsere Schule? Was läuft gut? Was ist verbesserungswürdig? Referenz dafür bildet das Qualitätstableau „Bayern macht gute Schule“.
Handlungsfelder datengestützt identifizieren
Handlungsfelder datengestützt identifizieren
Auf der Basis des Evaluationsberichts sowie der Ergebnisse aus schulinternen Befragungen identifiziert und priorisiert die Schule ihre Handlungsfelder.
Zu den identifizierten Handlungsfeldern werden passende Ziele, Maßnahmen und Indikatoren erarbeitet, diskutiert und schließlich festgelegt.
Zielvereinbarungen schließen
Zielvereinbarungen schließen
Ziel- und Handlungsvereinbarungen zwischen Schule und Schulaufsicht sind ein wesentliches Instrument zur Steuerung schulischer Qualitätsentwicklung. Sie schaffen Orientierung und Handlungssicherheit, dienen zur Erfolgskontrolle, bestätigen geleistete Arbeit und zeigen Entwicklungspotenziale auf.
Maßnahmen durchführen und dokumentieren
Maßnahmen durchführen und dokumentieren
Die geplanten Maßnahmen werden in die Tat umgesetzt. Damit die einzelnen Handlungsschritte nicht verloren gehen und die Arbeitsweise für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft transparent gestaltet wird, gehört es dazu, dass die Verantwortlichen ihre Vorgehensweise sowie wichtige Zwischenergebnisse dokumentieren.
Interne Evaluation
Interne Evaluation
Einzelne durchgeführte Maßnahmen werden durch die Schule selbst evaluiert. Auch die Wahl der Methoden zur Datengewinnung erfolgt durch die Schule selbst (Festlegung i. d. R. bereits bei Ziel- und Handlungsvereinbarung – Zielindikatoren).
Ziele und Maßnahmen datengestützt reflektieren
Ziele und Maßnahmen datengestützt reflektieren
Die Schule bewertet die Ergebnisse der internen Evaluation mit dem Ziel, die Praxis zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Ziele, Maßnahmen und Indikatoren ggf. aktualisieren
Ziele, Maßnahmen und Indikatoren ggf. aktualisieren
Möglicherweise ergibt die Reflexion der bereits durchgeführten Maßnahme, dass die zu den ursprünglich identifizierten Handlungsfeldern passenden Ziele, Maßnahmen und Indikatoren angepasst werden sollten. Dann ist es nun an der Zeit, diese zu aktualisieren.
Zielvereinbarungen bilanzieren und ggf. anpassen
Zielvereinbarungen bilanzieren und ggf. anpassen
Gegebenenfalls müssen Ziel- und Handlungsvereinbarungen der aktuellen Situation angepasst werden.
Maßnahmen durchführen und dokumentieren
Maßnahmen durchführen und dokumentieren
Die geplanten Maßnahmen werden in die Tat umgesetzt. Damit die einzelnen Handlungsschritte nicht verloren gehen und die Arbeitsweise für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft transparent gestaltet wird, gehört es dazu, dass die Verantwortlichen ihre Vorgehensweise sowie wichtige Zwischenergebnisse dokumentieren.
Der nachfolgende Film stellt die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Prozessen im Qualitätskreislauf dar.
© QA (2023): Der Qualitätskreislauf - Film wird über alptube Dillingen aufgerufen.
Von der externen Evaluation zur Ziel- und Handlungsvereinbarung
Im Idealfall wird jede bayerische Schule im Rhythmus von fünf Jahren extern evaluiert. Evaluationsgrundlage bildet das Qualitätstableau „Bayern macht gute Schule“ (Bayerisches Landesamt für Schule, 2021). In diesem werden in den vier Modulen „Lehren und Lernen“, „Persönlichkeit stärken“, „Schule leiten“ und „Professionell handeln“ zentrale Merkmale von guter Schule beschrieben. Die beiden Module „Lehren und Lernen“ und „Persönlichkeit stärken“ erfassen dabei die Qualität von Erziehung und Unterricht; die beiden anderen Module die Qualität schulischer Organisationsprozesse.
Die externe Evaluation liefert eine datengestützte Bestandsaufnahme, aus der sich Impulse zur weiteren Verbesserung von Schule und Unterricht ableiten lassen (vgl. Ditton, 2016, S. 1). Sie ist nicht defizitorientiert, sondern wird in vielen Fällen auch den bisherigen Erfolg von Schulentwicklungsprozessen bestätigen.
Auf Grundlage der Ergebnisse der externen Evaluation und ggf. unter Einbeziehung weiterer Daten (z. B. schulinterne Befragungen) identifiziert und priorisiert die Schule ihre Handlungsfelder. Im Schulentwicklungsteam bzw. in einzelnen Arbeitsgruppen werden Details diskutiert und bearbeitet, bevor anschließend mit der Schulaufsicht Ziel- und Handlungsvereinbarungen getroffen werden, die der Qualitätsentwicklung und -sicherung dienen sollen. Diese sind verbindlich und legen Ziele (ggf. mit Teilzielen), Zielindikatoren, Maßnahmen, Maßnahmenindikatoren sowie Verantwortliche fest. Bereits bei der Planung wird auch festgehalten, wann und wie der Erfolg dieser Arbeit festgestellt werden soll.
Schulentwicklung in Bayern
Unterstützung im gesamten Prozessverlauf erhalten Schulen durch Schulentwicklungsmoderatorinnen und -moderatoren bzw. QmbS-Beraterinnen und -Berater. Diese beraten Schulen auf dem Weg zur Zielfindung, von der Reflexion des Evaluationsberichts bis hin zur Diskussion über Ziele, Maßnahmen und Indikatoren.
Prozesssteuerung durch interne Evaluation, Reflexion und Bilanzierung
Nach Abschluss der Ziel- und Handlungsvereinbarung die Füße hochzulegen und auf die nächste externe Evaluation zu warten, kann nicht Sinn der Bemühungen um eine positive Schulentwicklung sein. Um zu überprüfen, inwiefern die gesetzten Ziele erreicht wurden, ist eine interne Evaluation von Schulentwicklungsmaßnahmen unabdingbar. Durch eine Bilanzierung ca. zur Halbzeit des 5-jährigen Evaluationszyklus besteht die Möglichkeit, durchgeführte Maßnahmen im Hinblick auf die Zielerreichung zu reflektieren und ggf. Änderungen in die Wege zu leiten. Externe und interne Evaluation greifen so mit der Schulentwicklung im Qualitätskreislauf ineinander und Schulentwicklungsprozesse werden nachhaltig unterstützt. Der Qualitätskreislauf gilt als das zentrale Hilfsmittel für die Ausgestaltung von Qualitätsentwicklungsprozessen.
Philipp Reichel
ehem. Abteilungsleiter Grundsatzabteilung
Empfohlene Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
Reichel, Ph. (2023): Wo stehen wir eigentlich? Der Qualitätskreislauf als Anhaltspunkt für Schulentwicklungsprozesse. In: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (ISB) (Hrsg.), ISB-Info „Fokus Schulentwicklung. Partizipativ – lebendig – innovativ". Verfügbar unter: https://isb-magazin.de/isb-info/isb-info-schulentwicklung/schulentwicklung-prozess.
Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (2015) (Hrsg.): Schulentwicklungsprogramm. Leitfaden für die schulische Qualitätsentwicklung in Bayern, München.
Bayerisches Landesamt für Schule (o. A. J.): Schul- und Unterrichtsqualität, verfügbar unter: https://www.las.bayern.de/qualitaetsagentur/evaluation_konzeption_methoden/schul-unterrichtsqualitaet_qualitaetstableau.html
Bayerisches Landesamt für Schule (2021): Das bayerische Qualitätstableau Bayern macht gute Schule, Gunzenhausen.
Ditton, H. (2016): Evaluation und Qualitätssicherung im Bildungsbereich. In: Tippelt, R.; Schmidt-Hertha, B. (Hg.): Handbuch Bildungsforschung, Wiesbaden, S. 1-21.
Huber, S. G., Schneider, N. & Hader-Popp, S. (2018): Schulentwicklung als Prozess: Voraus- und Rückblicke in spiralförmigen Kreisläufen der Veränderung. In: Huber, S. (Hg.), Jahrbuch Schulleitung 2018: Befunde und Impulse zu den Handlungsfeldern des Schulmanagements, S. 198-221.
Lankes, E.-M. (2015): Qualitätssicherung an Bayerns Schulen. In: ISB-Info „Schwerpunktthema: Qualitätssicherung und -entwicklung", München, S. 3-7.
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung/Bayerisches Landesamt für Schule (2023): Von der externen Evaluation zur Ziel- und Handlungsvereinbarung. München/Gunzenhausen.