Schulversammlung

Identifikation durch Partizipation

Haltung

  • Wir verstehen Schule als das gemeinsame Miteinander von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und arbeiten mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam daran, dass sie ihre Mitbestimmungs- und Selbstbestimmungsrechte in den Dienst des achtsamen, wertschätzenden und friedlichen Umgangs der gesamten Schulfamilie stellen lernen.
  • Wachsam tragen wir Sorge dafür, dass Schule ein sicherer Raum für Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte ist.

Worum geht's?

Respektlosigkeiten, Regelübertretungen, Konflikte und auch Beschädigungen an Schulen sind häufig Ausdruck von mangelnder Akzeptanz und fehlender Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit der Schule. Als Folge daraus können Regeleinhaltungen oft nur mit Druck und unter größtmöglicher Aufsicht der Erwachsenen durchgesetzt werden. Pädagogische Maßnahmen finden keinen Anknüpfungspunkt und laufen ins Leere. Das Gesamtkonzept der Partizipation als Hauptelement der Schulversammlung bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich aktiv an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und ihre Stimme in einem sicheren Rahmen zu Gehör zu bringen. Die Schulversammlung unterstützt die Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit der Schule, hat positiven Einfluss auf die gesamte Schulfamilie und fördert die Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen, aber auch der Pädagoginnen und Pädagogen. 

Was tun wir?

Die Schulversammlung gehört zum festen, regelmäßigen Programm des Schullebens. Die Schülerpartizipation wird dadurch als ein ständiger Bestandteil in der Schulkonzeption gelebt. Als Grundprinzipien dazu wurden folgende Punkte definiert:

  • Klarer und bekannter Rahmen
  • Präsenz aller am Erziehungs- und Lernprozess beteiligten Erwachsenen 
  • Wertschätzung allen Beteiligten gegenüber
  • „Rückmelde-Kultur“: Schülerinnen und Schüler werden gesehen und gewürdigt
  • Beachtung der psychischen Grundbedürfnisse (Selbstbestimmung, Wirksamkeit und Zugehörigkeit)
  • Sicherheit für alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte durch Transparenz und Verbindlichkeit

Wer tut was?

Die monatlich stattfindendende Schulversammlung wird durch das Schulforum, bestehend aus Schülersprecherinnen und Schülersprechern, Schulleitung, Schulsozialarbeit und der Klassensprecherkonferenz vorbereitet. Jeweils am Freitag vor der Schulversammlung tagt die Klassensprecherkonferenz, zu der Themen aus dem Schulforum und der wöchentlichen Lehrerkonferenz eingebracht werden.

Organisation

Der Termin für die monatliche Schulversammlung wird in der Lehrerkonferenz festgelegt. Alle Schüler und Lehrkräfte der Schule treffen sich dazu in der kleinen Turnhalle. Die Antons Elben (Helferdienste innerhalb der Schule) bereiten die Halle dazu vor (Leinwand, Beamer, Matten und Stühle). Der zeitliche Umfang beträgt ca. 60 Minuten.

Inhalte

  • herzlich willkommen: Vorstellen neuer Schüler und Lehrkräfte
  • Coole Couch: besondere Wertschätzung für Schüler mit positiver Entwicklung
  • Information: aus der Klassensprecherkonferenz
  • Organisation: Mitteilungen, z.B. zu Veranstaltungen, Pausenregelungen, Turnieren etc.
  • Mitentscheiden: Miteinbeziehen der Schüler in Entscheidungen, die sie mitbestimmen und mitbeeinflussen können
  • wertschätzende Gemeinschaft leben
  • Umfragen und Schülermeinungen
  • Verhaltenspass-Ehrung bzw. –Belohnung
  • Ehrung besonderer Leistungen: Theater, Sport, Musik, Verhalten
  • Klärung von Vorkommnissen: Besprechung von Regelüberschreitungen, lösungsorientierte Arbeit, ggf. mit Elementen aus dem konfrontativen Ansatz 
  • Weiterentwicklung unter dem Fokus der Lösungsorientierung 
  • Beobachtungen und Wünsche der Schüler zu Vorkommnissen und Missständen, die verändert und verbessert werden sollen 
  • gemeinsames Finden von Lösungen

Warum ist uns das wichtig?

Die Schulversammlung bietet eine regelmäßige und vielfältig nutzbare Plattform für Schülerpartizipation, auf der die Schülerinnen und Schüler 

  • ihre eigenen Vorschläge und Ideen über die Klassensprecherkonferenz einbringen,
  • in verschiedenen Gremien rund um die Schulversammlung mitarbeiten,
  • eigene Projekte planen, durchführen und präsentieren können,
  • positive Entwicklungen wertschätzen und Feedback geben lernen,
  • bei ausgewählten Entscheidungen mitbestimmen und abstimmen, 
  • sich im Plenum zu Wort melden und Beiträge und Kommentare einbringen können,
  • ein demokratisches Grundverständnis erlernen und ausüben können und
  • eine Gemeinschaft erleben, in der sie willkommen sind und die sie mitgestalten können.

Worauf ist zu achten?

Schülerpartizipation erfordert eine gute Vorbereitung und hohe Präsenz der Pädagoginnen und Pädagogen: weitgehende Mitbestimmungsrechte der Schülerinnen und Schüler sind zu vereinbaren mit der Gewährleistung der pädagogischen Werthaltung (Anspruch der Schule). So bleibt Partizipation nicht punktuelle Teilhabe, sondern wird zu einer Grundhaltung für das gemeinsame Miteinander. Je nach Entwicklungsstand und Fähigkeit übernehmen Schülerinnen und Schüler Verantwortung. 

Was nimmt man wahr?

Die Schulversammlung ist ein wichtiger Bestandteil in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern mit herausforderndem Verhalten. Aufgrund ihrer weitreichenden positiven Auswirkungen auf den Schulalltag und der engen Verknüpfung mit dem Schulkonzept ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil der pädagogischen Arbeit.  

Geht es auch anders?

Schulversammlungen können auch in anderen Konstellationen, z.B. Klassenstufen der Grund- oder Mittelschule, abgehalten werden, um eine Beteiligung aller Schüler am Austausch über die gemeinsamen Themen zu ermöglichen.   

Beispiel für einen Ablauf

  1. Herzlich willkommen (Begrüßung und Vorstellung neuer Schülerinnen und Schüler oder Lehrkräfte)
  2. „Coole Couch“
  3. Zentrales Thema z.B. „Respekt und Fairness“
  4. Schulsprecher und Schulhausbeauftragte berichten
  5. Bei uns im Schulhaus … (Aktionen und Veranstaltungen)
  6. Fotos und Filme von verschiedenen Aktionen, Klassenfahrten, Praktika, etc.
  7. ABC-Nachrichten („Anton berichtet clever“)

Dieser Baustein wurde am Antoniushaus erarbeitet und erprobt.

Zugehörige Theoriemerkmale:

"Präventive Wende" als bewusste Entscheidung in der pädagogischen Schulentwicklung.

Schule als Ort, an dem es Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen gut geht.

Statt jedem das Gleiche, jedem das, was er braucht.

Dieser Artikel ist ein Baustein der ISB-Veröffentlichung

Haltung und Handlungssicherheit –

Schulentwicklung bei herausforderndem Verhalten.

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