Antoniushaus in Marktl


Die Antoniushaus-Schule in Marktl am Inn ist ein privates, staatlich anerkanntes Förderzentrum (Grund- und Mittelschulstufe) mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, das eng mit dem Antoniushaus, einer heilpädagogischen und therapeutischen Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe, kooperiert. 

Die Kinder und Jugendlichen zeigen einen hohen Förderbedarf im Bereich emotionale und soziale Entwicklung, dem in Marktl mit einem kombinierten Angebot von Förderzentrum und Jugendhilfemaßnahme (Wohngruppen-, HortPLUS- und HPT-Plätze) nachgekommen wird. Der Wechsel an die Schule und in die Unterstützungsangebote der Jugendhilfe erfolgt in einem gemeinsamen Aufnahmeverfahren, ggf. mit individuell gestalteten Eingliederungshilfen. 

Rahmenbedingungen

  • Circa 100 Jungen werden in den Klassen der Antoniushaus-Schule beschult. Die meisten von ihnen besuchen die Jahrgangsstufen 1-9 in Marktl, andere gehen an der Außenstelle an der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) Altötting zur Schule.
  • Unterrichtet wird nach den Lehrplänen der Grund- und Mittelschule, je nach Bedarf stehen auch Lerngruppen nach dem Rahmenlehrplan Lernen oder individualisierte Pläne zur Verfügung. Jahrgangsstufengemischte Klassen ermöglichen eine hohe Flexibilität für Aufnahme und Förderplanung.
  • Im Schnitt wohnen 50 Jungen in den heilpädagogischen bzw. therapeutischen Wohngruppen des Antoniushauses, 20 Schüler besuchen den Hort-Plus vor Ort und weitere 10 Schüler werden in HPTs der näheren Umgebung betreut. 
  • Die Kooperation mit den Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist ein wesentlicher Bestandteil der interdisziplinären Zusammenarbeit. 
  • Mobile sonderpädagogische Hilfen und Dienste sowie der mobile sonderpädagogische Dienst für Autismus bieten Beratungsangebote im Bereich emotionale und soziale Entwicklung für die Kindertagesstätten und Schulen der Region an.

Spezifische Schülerschaft

Das Förderzentrum unterstützt und begleitet Jungen mit sehr hohem Förderbedarf im Bereich emotionale und soziale Entwicklung: besondere Umstände in der kindlichen Sozialisation, belastende familiäre Situationen, traumatische Erfahrungen, Wahrnehmungsschwierigkeiten, mangelnde Emotionsregulierung mit Impulsdurchbrüchen, Aggressionen, oppositionelles Verhalten, Ängste, Depressionen, Verweigerungssymptomatik, Autismus-Spektrum-Störung, Teilleistungsschwächen u.a.

Die Schülerschaft bildet somit die vielfältigen Förderbedarfe eines Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ ab. 

Blick ins Gebäude

Gelebtes Profil und Anspruch des Kollegiums

Blick auf die Person

Unsere Haltung unseren Schülern gegenüber bestimmt unser Handeln.


Schulfamilie

Wir sehen uns als Gemeinschaft, in der wir Verantwortung füreinander übernehmen und uns gegenseitig unterstützen.


Sonderpädagogischer Rahmen

Unsere besondere Struktur gibt unseren Schülern Sicherheit und Halt.


Immer in Bewegung

Unsere Schule ist immer in Entwicklung.


Besonderer Unterricht

Die Besonderheiten unserer Schüler erfordern eine besondere Flexibilität und Kreativität im schulischen Handeln. 


Lernen von anderen

Der Blick aus dem eigenen Klassenzimmer hinaus und fachlicher Input sind für uns bereichernd.


Strukturen, Prozesse, Ergebnisse eines permanenten Schulentwicklungsprozesses

Strukturen und Prozesse

Der besondere pädagogische Zugang zur Arbeit mit Kindern, die sich in ihrem Verhalten für ihr Umfeld als sehr herausfordernd zeigen, hat eine lange Tradition am Schulstandort der Antoniushaus-Schule in Marktl. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich die Schule – dem veränderten Bedarf ihrer Schülerschaft entsprechend – stetig weiter. 

Voraussetzung hierfür war und ist die Haltung,

  • dass auch Erwachsene immer Lernende bleiben,
  • dass Veränderung das einzig Konstante in der Arbeit mit Menschen sein wird,
  • dass die Verantwortung – auch für herausfordernde – Beziehungsgestaltung immer bei den Erwachsenen liegt,
  • dass es sich lohnt, mehr von dem zu machen, was gut läuft, 
  • dort etwas Neues zu versuchen, wo noch kein Erfolg möglich war und
  • dass unterschiedliche Menschen verschiedene Perspektiven in der gemeinsamen Arbeit einnehmen und so immer wieder neue Lösungsmöglichkeiten entstehen können.

1. Sonderpädagogische Grundhaltung: Leben stärken - Stärken leben

  •  Jedes Kind kann Wege zu einem gelingenden Verhalten finden.
  • Pädagoginnen und Pädagogen sind für die Beziehungsgestaltung verantwortlich.
  • Ziele und Lösungswege werden gemeinsam entwickelt.

 

Vorrangige Förderziele dazu lauten häufig

  • Freunde finden
  • Gefühle regulieren
  • Vereinbarungen einhalten

Organisatorische Maßnahmen

  • Zunehmend differenzierende Unterrichts- und Lerngruppenorganisation
  • Erziehung hat Vorrang
  • Orte für Rückzug anbieten
  • Arbeits- und Neigungsgruppen, z.B. kunsttherapeutisches Arbeiten, Werken, Erste Hilfe, Lesen, Mathe-Profi, Zirkus, Chefkoch...
  • Einzelhilfe: individualisierte sonderpädagogische Maßnahmen
  • Partnerklassensystem
  • Besondere Pausengestaltung (Power-Pause, Stille-Pause, Auszeit-Pause)
  • Spezielle Förderkonzepte zur emotionalen und sozialen Entwicklung: Die ANTONs Programme sind ein Konzept zur Förderung der sozialen und emotionalen Entwicklung sowie von Alltagskompetenzen der Schüler. Altersspezifische Förderziele für die 1. bis 4. Klasse, für 5. und 6. Klasse sowie für die Jahrgangsstufen 7 bis 9 werden dabei in jahrgangsübergreifenden Gruppen spielerisch und aktiv erarbeitet. 
  • Förderung der Schulgemeinschaft (Klassensprecherkonferenzen und Schulversammlungen, regelmäßige Turniere und Wettbewerbe)
  • Projektarbeit (Wander-Erlebnistag, Aktionstage im Herbst und Winter, Projektwoche im Juli, Klassenfahrten)


Dieser Artikel ist ein Baustein der ISB-Veröffentlichung

Haltung und Handlungssicherheit –

Schulentwicklung bei herausforderndem Verhalten.

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Bilder: © ISB. Antonius-Haus Marktl