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Schulentwicklung ist nötig, da Schule auf sich verändernde gesellschaftliche Bedingungen reagieren muss. Nur so kann Schule Antworten etwa auf eine heterogener werdende Schülerschaft oder sich verändernde Formen herausfordernden Verhaltens finden.

Schulentwicklung wird in der Regel von der Schulleitung und einem kleinen Kreis von Lehrkräften in die Hand genommen. Initiativen zur Veränderung stoßen dabei nicht nur auf Zustimmung, sondern meist auch auf Widerstände. Diesen liegt die Abwehr oder Ablehnung einer Veränderung zu Grunde. Sie äußern sich in Zurückhaltung oder kritischen Stimmen im Kollegium. 

Motive für diese Widerstände liegen nach Reese und Sommerhoff (2018)

  • in der Angst vor Veränderungen und ihren Auswirkungen, 
  • einer persönlichen Kränkung des Selbstwertgefühls, im Sinne einer Vorstellung, dass das bisher Gemachte falsch gewesen war oder
  • einem Nichtverstehen des Sinns der Änderung.

Im Hinblick auf Haltung ist eine Veränderung besonders schwierig und langwierig, da ein Mensch seine Haltung in seiner Berufsbiografie durch wiederholt gemachte Erfahrungen gefestigt hat.


Widerstände und Schulentwicklung

Terhart beschreibt die Reaktion von Lehrkräften auf Innovationsanforderungen wie folgt: 

„Entgegen den Erwartungen von Bildungsforschern, Schulreformern und Unterrichtsentwicklern [wollen] Lehrkräfte, die sie mit ihren Erkenntnissen, neuen Modellen und Verbesserungskonzepten zu beglücken hoffen, zu einem beachtlichen Teil überhaupt nichts davon hören [...] und sich lediglich gezwungenermaßen in entsprechende Prozesse einbinden lassen. […] 

Und tatsächlich gehen viele Bildungsexperten, Schulreformer und Unterrichtsentwickler […] davon aus, dass die Schulpraxis, die Schulleiter und Lehrkräfte dringlich auf die neuen Konzepte warten. Entsprechend groß ist die Enttäuschung und Ernüchterung, wenn auf der Ebene der Schulwirklichkeit, d.h. bei den Lehrerinnen und Lehrern, so recht keine breite Begeisterung aufkommen will, wenn es zu Reaktanzen (Gegenreaktionen) kommt, sich Widerstand formiert und es hier und da gar zu offener Obstruktion kommt.“ (Terhart 2013, 75f.)

Viele Lehrerinnen und Lehrer sehen also durchaus Handlungsbedarf im Hinblick auf ihre Schule und deren Strukturen.

Wichtig und richtig wäre es, systemische Veränderungen an Bestehendes anzuknüpfen, um damit im Kollegium auf möglichst viel Zuspruch zu stoßen.

Förderlich für einen gelingenden Schulentwicklungsprozess sind 

  • die Wirksamkeit der Maßnahmen,
  • ein vertretbarer Aufwand,
  • eine gewisse Dringlichkeit, Dinge zu ändern bzw. ändern zu wollen,
  • eine vertretbare Anzahl laufender Schulentwicklungsprozesse sowie
  • ausreichende Gegebenheiten im Hinblick auf Ressourcen und Umsetzungszeiträume. (vgl. Terhart 2013)

Weiterhin ist es förderlich, Widerstände als Bestandteil von Veränderungsprozessen zu verstehen, die sich nicht verhindern lassen. Sie sind Ausdruck von Verunsicherung und Skepsis. Systemisch haben sie die wichtige Funktion, Veränderungsanforderungen inhaltlich gut zu begründen, sie in ihrer Qualität und Quantität zu dosieren sowie  und sie an die einzelne Schule anzupassen. 

Es ist wichtig, 

  • Widerstände in der Steuerung von Prozessen einzuplanen,
  • diese frühzeitig zu erkennen,
  • sie ernst zu nehmen,
  • sie sachlich einzuordnen und
  • auf diese angemessen zu reagieren.

In dieser Publikation finden sich zahlreiche Hinweise und Ausführungen auf das Spannungsfeld aus dringendem Wunsch nach Veränderung und gleichzeitiger Sorge, ob und wie ein neuer Weg begangen werden kann.

Dass eine Schule erfolgreich initiativ wird, wenn Herausforderungen es bedingen, hängt von vielen Faktoren und auch „kleinen Rädchen“ ab. Jede Lehrkraft, die eine Haltung entwickelt, welche mehr Mitwirkungsbereitschaft als Skepsis signalisiert, ist ein wichtiges Rädchen auf dem neuen Weg.

Belege:

Reese, M. & Sommerhoff, B. (2018): Die Grundlagen kennen, die Praxis verbessern: Qualitätsmanagement an Schulen In: Martin, C., Zurwehme, A. (Hrsg.) Das große Handbuch Qualitätsmanagement in der Schule. Köln.

Terhart, Ewald (2013): Widerstand von Lehrkräften in Schulreformprozessen: Zwischen Kooperation und Obstruktion. In Empirische Bildungsforschung. Theorien, Methoden, Befunde und Perspektiven, herausgegeben von McElvany N, Holtappels H G, 75–92. Münster.

Karnowski, V., & Kümpel, A. S. (2016): Diffusion of Innovations von Everett M. Rogers (1962). In M. Potthoff (Hrsg.), Schlüsselwerke der Medienwirkungsforschung (S. 97–108). Wiesbaden.

Zugehörige Theoriemerkmale sowie pädagogische Bausteine:

Schulleitung als Gate Keeper

Zur entscheidenden Rolle von Leitung in Schulentwicklungsprozessen.

Schulentwicklung

... warum sie Sinn macht und wie sie gelingen kann ...

Tagebuch eines Schulentwicklungsprozesses


Dieser Artikel ist ein Baustein der ISB-Veröffentlichung

Haltung und Handlungssicherheit –

Schulentwicklung bei herausforderndem Verhalten.

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Titelbild: © ISB. Widerstände. Grafik: Rosalie Heinen