Die Digitalisierung eröffnet den Schulen zahlreiche Chancen, bringt jedoch auch erhebliche Herausforderungen mit sich. Um den Unterricht mithilfe digitaler Medien weiterzuentwickeln, bedarf es einer Stärkung der digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte, einer Optimierung der IT-Infrastruktur sowie einer kooperativen und digitalen Gestaltung von Schule.
Die Digitalisierung stellt Schulen vor eine Herausforderung, die für alle Dimensionen der Schulentwicklung hohe Relevanz besitzt. Im Rahmen des Pilotversuchs „Digitale Schule der Zukunft“ setzen sich teilnehmende Schulen mit fünf Handlungsfeldern der Digitalisierung auseinander: Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung, Kooperationsentwicklung und Technologieentwicklung. Sie entwickeln kreative Umsetzungsmöglichkeiten, die bestehende Strukturen berücksichtigen, um daraus individuelle Potenziale für die Schulentwicklung abzuleiten.
Kooperationsentwicklung
Die Förderung kooperativer Prozesse in einer Schule spielt eine entscheidende Rolle in der schulischen Digitalisierung. Dies ermöglicht nicht nur die Nutzung interner Wissensquellen, sondern stärkt auch die Motivation, Selbstwirksamkeit und Innovationsbereitschaft der Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Medien. Eine gezielte, fortlaufende Unterstützung seitens der Schulleitung ist hierbei von zentraler Bedeutung.
(Eickelmann & Gerick, 2017)
Dem Modell liegt zugrunde, dass eine erfolgreiche Umsetzung schulischer Zielsetzungen im Kontext der Digitalisierung Maßnahmen und Veränderungen auf allen Ebenen von Schule erfordert und nachhaltige Veränderungsprozesse sich in der schulischen Arbeit nur dann einstellen, wenn alle fünf Dimensionen bei der Entwicklung von Schulen mitgedacht und bearbeitet werden (Eickelmann, 2010; Eickelmann & Gerick, 2018).
Effektives Lernwerkzeug
Eine 1:1-Ausstattung ermöglicht digital gestützte Lernformate im Unterricht sowie beim Lernen zu Hause. Sie fördert zudem den Erwerb von Medienkompetenz durch die Verbindung von formalem und informellem Lernen.
Weitere Handlungsfelder
Neben den Entwicklungsmöglichkeiten für den Unterricht setzt die Implementierung einer 1:1-Ausstattung folgende weitere Impulse für den gesamten Schulentwicklungsprozess
Schule kooperativ gestalten
Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten sowie innerhalb des Kollegiums stärken
IT-Infrastruktur optimieren
Lernförderliche Infrastruktur schaffen
In fünf Schritten zur 1:1-Ausstattung
Ausgehend von den im Rahmen des Pilotversuchs „Digitale Schule der Zukunft“ gesammelten Erfahrungen der Pilotschulen wurden zentrale Planungsschritte zur Implementierung einer 1:1-Ausstattung identifiziert.
Start
Start
Die erfolgreiche Etablierung einer 1:1-Ausstattung beginnt damit, dass die zuständigen Personen herausarbeiten, worin die Vorteile für die eigene Schule liegen, wie sich der Unterricht verändern soll, aber auch, welche Herausforderungen damit verbunden sind. Ein systematisches Vorgehen, eine gezielte Kommunikation und die Einbindung der verschiedenen beteiligten Akteurinnen und Akteure sind zentrale Aspekte, um die Potenziale einer 1:1-Ausstattung nachhaltig zu erschließen und zu nutzen.
Rahmenbedingungen
Rahmenbedingungen
Eine gelungene Implementierung an der Schule setzt voraus, dass klare Entscheidungen getroffen werden. Auf der Grundlage pädagogischer, technischer und organisatorischer Argumente muss beispielsweise entschieden werden, welche Jahrgangsstufen berücksichtigt werden, welche technischen Mindestkriterien für die mobilen Endgeräte definiert werden, wie ein verlässlicher pädagogischer Rahmen für alle Beteiligten aussehen soll und wie die Erziehungsberechtigten sinnvoll eingebunden werden.
Planung
Planung
Die Erstellung eines konkreten Zeitplans ermöglicht es, den Überblick über alle notwendige Schritte zur Implementierung der 1:1-Ausstattung im Laufe des Schuljahres zu behalten. Dieser soll helfen, die Planungsschritte in die bereits bestehenden schulinternen Abläufe zu integrieren und die verschiedenen Aufgabenbereiche miteinander zu koordinieren. Die Planung beinhaltet auch die genaue Ausgestaltung von Konzepten für die Vorbereitung von Lernenden und Lehrkräften auf die veränderte Unterrichtssituation und für die Einbindung von Eltern.
Gerätebeschaffung
Gerätebeschaffung
Die Beschaffung der mobilen Endgeräte erfolgt über die Erziehungsberechtigten. Die Schule entscheidet sich im Vorfeld für eine Organisationsform des Beschaffungsprozesses und legt fest, welche Unterstützungsangebote sie bereitstellt. Dazu gehört eine transparente Kommunikation über technische Mindestanforderungen und organisatorische Gegebenheiten.
Unterricht
Unterricht
Die Implementierung der 1:1-Ausstattung endet nicht mit der Ausgabe der Geräte. Sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte der Schule benötigen einen gut vorbereiteten Start in das veränderte Unterrichtssetting. Dies gelingt, indem verschiedene Maßnahmen an der Schule etabliert werden, die den Einstieg erleichtern und die definierten Ziele kontinuierlich fortführen. Dazu gehören ein Einarbeitungskonzept für die Lernenden, flankierende medienerzieherische Maßnahmen und eine Besprechung für die beteiligten Lehrkräfte. Darüber hinaus sollten die Eltern auf geeignete Weise Einblicke in den veränderten Unterrichtsalltag erhalten. Das langfristige Ziel besteht darin, den Unterricht weiterzuentwickeln, die Lernenden zur sicheren und kompetenten Mediennutzung zu führen und die Erziehungspartnerschaft zu stärken.
Ausblick
Als ein zentrales Ergebnis des Pilotversuchs „Digitale Schule der Zukunft” entsteht im Laufe des Schuljahres 2023/24 ein Praxisleitfaden, der konkrete Erfahrungen und Materialien der Pilotschulen im Zusammenhang des Lernens in einer 1:1-Ausstattungskonstellation bündelt. Damit sollen alle Schulen unterstützt werden, die sich zukünftig auf den Weg einer erfolgreichen Implementierung einer 1:1-Ausstattung machen. Im Zentrum stehen dabei die oben genannten fünf Planungsschritte. Zusätzlich werden Orientierungshilfen aus der Praxis sowie eine Vielzahl an konkreten Materialien zur Umsetzung an der eigenen Schule angeboten. Diese finden Sie bereits jetzt im mebis Magazin. Das Angebot wird kontinuierlich ausgebaut.
Jochen Arlt
Fachreferent Mediendidaktik und digitale Schulentwicklung
Viola Bauer
Fachreferentin Mediendidaktik und digitale Schulentwicklung
Empfohlene Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
Bauer, V. & Arlt, J. (2023): Digitale Schule der Zukunft: Digitalisierungsbezogene Schulentwicklung in der Praxis. In: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (ISB) (Hrsg.), ISB-Info „Fokus Schulentwicklung. Partizipativ – lebendig – innovativ". Verfügbar unter: https://isb-magazin.de/isb-info/isb-info-schulentwicklung/digitalisierung-schulentwicklung.
Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
Eickelmann, B. & Gerick, J. (2017): Lehren und Lernen mit digitalen Medien – Zielsetzungen, Rahmenbedingungen und Implikationen für die Schulentwicklung. Schulmanagement Handbuch, S. 54-81.
Eickelmann, B. & Gerick, J. (2018): Herausforderungen und Zielsetzungen im Kontext der Digitalisierung von Schule und Unterricht. Teil 2: Fünf Dimensionen der Schulentwicklung zur erfolgreichen Integration digitaler Medien. SchulVerwaltung Hessen/Rheinland- Pfalz, 23(6), S. 184–188.
Rolff, H.-G. (2013): Schulentwicklung kompakt, Modelle, Instrumente, Perspektiven, Weinheim/Basel.