Wie wollen wir in Zukunft leben?

Schule nachhaltig entwickeln und gestalten

Die Welt befindet sich im Umbruch. Von der Klimakrise über die Digitalisierung bis hin zu sozialen und wirtschaftlichen Umbrüchen – die Zukunft stellt uns vor große Herausforderungen. Und: Die Welt verändert sich so schnell, dass traditionelle Bildungsansätze nicht mehr ausreichen, um diesem Wandel angemessen zu begegnen. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erweist sich als entscheidende Antwort, um diesen dynamischen Veränderungen begegnen und in einer zukunftsorientierten Weise handeln zu können. 

Die Zukunft beginnt immer jetzt.


(Zitat: M. Strand)

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) formuliert eine ganzheitliche, interdisziplinäre Vision von Bildung und Erziehung, die allen Menschen helfen soll, die Welt, in der sie leben, in ihrer Komplexität besser zu verstehen und im Sinne der Nachhaltigkeit zu verändern. Denn alles, was wir heute tun, hinterlässt Spuren für die Zukunft (vgl. KMK, 2007).

Schulen kommt bei der Vermittlung von BNE eine ganz zentrale Rolle zu, denn eine hochwertige Bildung (SDG 4) gilt allgemein als zentraler Schlüssel, um die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zu erreichen. Diese Ziele hat sich die Weltgemeinschaft 2015 im Rahmen der Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene gesetzt.
BNE greift dabei zurück auf die historisch gewachsenen Bezüge zur Umweltbildung, zum Globalen Lernen, zur Friedenspädagogik, zur Verbraucherbildung, zur interkulturellen Bildung und zur Demokratiepädagogik.

© ISB: Alexandra Weber, Anna Wenzl 2023; Erklärfilm BNE

Dabei geht es nicht darum, aktuell ein neues Fach oder neue Inhalte zu etablieren – Inhalte einer BNE sind in Fachlehrplänen aller Jahrgangsstufen und aller Schularten sowie im fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziel „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im LehrplanPLUS verankert. Schulen sollen sich vielmehr als Orte des Lernens und der Erfahrung für eine nachhaltige Entwicklung verstehen und daher alle ihre Prozesse an den Prinzipien der Nachhaltigkeit ausrichten.

Dies ist auch wesentlicher Kern des fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziels „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Es definiert BNE als Aufgabe aller Fächer und als Querschnittaufgabe von Schule. Denn (Fach)Wissen alleine führt nicht notwendigerweise zu einer nachhaltigen Veränderung im Handeln (Scheidegger, 2018; Spahn-Skrotzki, 2023). Dies zeigen auch die Ergebnisse der Zusatzbefragung „Global competence“ der Pisa-Studie 2018. Global Competence umfasst bei PISA die Fähigkeit, sich mit globalen und interkulturellen Themen auseinanderzusetzen, verschiedene Perspektiven und Sichtweisen zu verstehen und wertzuschätzen, erfolgreich und respektvoll mit anderen zu interagieren sowie sich für das kollektive Wohlbefinden und eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen (OECD, 2020). Die Pisa-Studie zeigt, dass sich Jugendliche gut über globale Themen informiert fühlen und sich zutrauen, Aufgaben bezüglich globaler Themen zu lösen. Sie bestätigt aber auch, dass Jugendliche ihr Wissen und ihre Einstellungen noch wenig in Handlungen umsetzen (Weis u. a., 2020). 

Ziel von BNE ist es, dass Schülerinnen und Schülern Kompetenzen für nachhaltige Entscheidungen und nachhaltiges Handeln erwerben. Dafür bedarf es auf der einen Seite eines Grundverständnisses von Bildung für nachhaltige Entwicklung, auf der anderen Seite entsprechender Unterstützungsangebote, um Schulen und insbesondere auch Lehrkräfte dazu zu befähigen, sich selbst und Schule nachhaltig weiterzuentwickeln. Und es braucht vor allem den Mut und die Entscheidung, diesen Weg zu gehen!

Im Gespräch mit Frau Prof. Dr. Katrin Valentin über BNE

„Schule muss neu gedacht werden.“ – Frau Prof. Valentin macht Mut, das Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in der Schule in Angriff zu nehmen und erklärt, warum BNE in der Schule einen ganz zentralen Platz einnehmen sollte und welche Gelingensfaktoren für den Prozess wichtig sind.


 (Audio-Datei Interview Frau Prof. Valentin)

Im Gespräch mit Frau Prof. Dr. Gabriele Schrüfer über BNE

„Es muss sich dringend etwas in der Schule angesichts der gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen ändern.“ – Frau Prof. Schrüfer gibt einen Einblick, welche Kompetenzen Schule bei Schülerinnen und Schülern fördern soll bzw. muss und fordert zu einer veränderten Lernkultur auf.  

(Audio-Datei Interview Frau Prof. Schrüfer)

Welche Kompetenzen müssen wir entwickeln?

Unter Nachhaltigkeitskompetenz verstehen wir die Gesamtheit der kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie damit verbundene motivationale, volitionale und soziale Bereitschaften, um nachhaltigkeitsrelevante Probleme lösen und eine nachhaltige Entwicklung in privaten, sozialen und institutionellen Kontexten gestalten zu können.   

(Rieß, u. a. 2018)

Kinder und Jugendliche müssen angesichts wachsender Herausforderungen zukunftsorientierte Kompetenzen für ihre eigene Lebenswelt und ihre beruflichen und gesellschaftlichen Perspektiven entwickeln. BNE ist darüber hinaus ein lebenslanger Lernprozess, der kognitive, soziale, emotionale und verhaltensbezogene Dimensionen des Lernens in den Blick nimmt (s. hierzu de Haan „Gestaltungskompetenz – 12 Kompetenzen der BNE“ und Inner Development Goals).

Bildung für nachhaltige Entwicklung unterstützt Schülerinnen und Schüler beim Erwerb von Grundlagenwissen über globale Entwicklungsprozesse und Verstehen von systemischen Zusammenhängen anhand verschiedener Themenbereiche, die neben einem multiperspektivischen Zugang zugleich die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen und eine globale Weltsicht ermöglichen (Mehrdimensionalität/Zieldimensionen einer BNE).  

Schülerinnen und Schüler erwerben dabei analytische Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, globale Prozesse in ihrer Bedeutung für sich und andere wahrzunehmen, sowie Zukunftsszenarien und Lösungsansätze er- und bearbeiten zu können. Dabei entwickeln sie in der kritischen Reflexion und dem Abwägen unterschiedlicher Interessen und Werte Solidarität und Mitverantwortung für Mensch und Umwelt. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft und Fähigkeit zu Empathie und Perspektivenwechsel, zur Ambiguitätstoleranz sowie die Fähigkeit und Bereitschaft zum Dialog. 

Handeln bedeutet, eigene und gemeinsame Projekte unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu gestalten, Ziele zu setzen, aktiv zu werden und ggf. aus Fehlern zu lernen. Handlungskompetenz bedeutet darüber hinaus auch die Fähigkeit zur Kollaboration und Kooperation mit anderen: zuhören zu können, sich mitteilen und seine eigenen Interessen einbringen zu können, mit anderen im Dialog oder im (medialen) Austausch zu diskutieren und gemeinsam nach (zukunftsfähigen) Lösungen zu suchen (vgl. de Haan et al. 2008). Dabei gilt es grundsätzlich zu berücksichtigen, dass Schülerinnen und Schüler auf Grundlage ihrer eigenen Entscheidungen Ziele nachhaltiger Entwicklung verfolgen und sich an deren Umsetzung beteiligen (vgl. Beutelsbacher Konsens: Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot, Schülerorientierung).

In ihrer Publikation „Learning for the Future – Competencies in Education for Sustainable Development“ definieren die Vereinten Nationen entlang von vier Lernfeldern („Lernen, Wissen zu erwerben“, „Lernen zusammenzuleben“, „Lernen zu handeln“ und „Lernen zu sein“), welche Kompetenzen Lehrende entwickeln sollen, um BNE als Multiplikatoren umsetzen zu können bzw. um selbst zu Change Agents einer nachhaltigen Entwicklung zu werden. Besonders hervorgehoben wird dabei die große Rolle der Entwicklung einer pädagogischen, gelebten Haltung im Zusammenspiel mit einem weltgesellschaftlichen Bewusstsein. Neben einem kritischen Verständnis von BNE und nachhaltiger Entwicklung benötigen Lehrkräfte die Fähigkeit zu einer handlungsorientierten, transformativen Pädagogik, die Lernende in partizipative, systemische, kreative und innovative Denk- und Handlungsprozesse einbezieht. 

Bildung für nachhaltige Entwicklung im Unterricht und Schulleben gestalten

Abb. Zielkonflikte zwischen den Dimensionen des Leitbilds der nachhaltigen Entwicklung (KMK/BMZ/Engagement Global (Hrsg.): Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bonn 2016 (2. akt. u. erw. Aufl.). Cornelsen, S. 41.

BNE unterstützt ganzheitliche Lernprozesse anhand von zukunftsrelevanten Fragestellungen. Thematische Zugänge bieten verschiedene Einstiegsmöglichkeiten zu BNE. Und die Liste der Themen ist lang: Globalisierung, Menschenrechte, Klimawandel, Diversität, Inklusion, Wirtschaft, Handel und Konsum, Gesundheit und Ernährung, Umweltschutz, Mobilität und Migration, Armut und soziale Sicherheit, demografische Entwicklungen, Demokratie, Kommunikation, Entwicklungszusammenarbeit, Global Governance etc. … Viele Unterrichtsthemen können in Richtung BNE weiterentwickelt werden, insbesondere wenn sie die Zieldimensionen einer nachhaltigen Entwicklung (soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, demokratische Politikgestaltung, ökologische Verträglichkeit) für den Unterricht als Entwicklungsdimensionen der Bereiche Soziales, Wirtschaft, Politik und Umwelt aufgreifen, die untereinander abgestimmt werden müssen (s. auch Kapitel 3.2 - 3.5 Orientierungsrahmen Globales Lernen).

Dabei sollen die Unterrichtsfächer noch stärker durch einen fächerverbindenden Unterricht untereinander und mit einem gesamtheitlichen Ansatz (Whole school approach) verknüpft werden, um Nachhaltigkeit strukturell im Schulalltag und in der Schulorganisation zu verankern. So kann die Schule zum Vorbild und Lernfeld von Schülerinnen und Schülern werden. Mit Methoden, die partizipatives, konstruktives, forschendes, reflexives, diskursives und eigenverantwortliches Lernen ermöglichen, wird die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung gefördert.

Aus der Praxis für die Praxis ...

Viele Schulen haben sich bereits auf den Weg gemacht, Schule nachhaltiger zu gestalten, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Mit der Peace-Box gemeinsam gegen Mobbing an der Schule vorgehen. Ein Projekt der Mittelschule Babenhausen.

Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler bauen gemeinsam mit der Methode Lego Serious Play ihre nachhaltige Schule der Zukunft.

Die umWeltretter AG der Realschule Regenstauf setzt sich für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz an der Schule und im schulischen Umfeld ein. 


Schülerparlament und BNE

Projektbeispiel


Die umWeltRetter

Projektbeispiel

Die nachhaltige Schule der Träume bauen

Projektbeispiel


Schulimkerei Bamberg

Projektbeispiel

Ein essenzieller Bestandteil: Demokratische Schulentwicklung und Partizipation 

Im BNE-Portal (https://www.bne.bayern.de) wollen wir für Schulen neben einem Ideenpool auch weitere Unterstützungsangebote und Best practice-Beispiele als Anregungen für die Arbeit an der eigenen Schule bieten. Darüber hinaus sind Schulen eingeladen, sich selbst mit guten Beispielen einzubringen. Der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung bietet zahlreiche Unterrichtsbeispiele und Beispielaufgaben für alle Schularten und Fachbereiche, die frei zugänglich sind. Nicht zu vergessen sind dabei auch die vielfältigen Angebote zivilgesellschaftlicher Akteure oder der bayerischen Umweltstationen für Schulen ─ an der Schule oder am außerschulischen Lernort. BNE braucht Gestaltungsräume in und außerhalb der Schule, einen Lernort für Nachhaltigkeit. Die Kooperation mit außerschulischen Partnern und Handlungsakteuren im kommunalen und regionalen Umfeld eröffnet Lernräume für alle Beteiligten („Think global ─ act local“) und den Austausch mit Expertinnen und Experten sowie die Möglichkeit für originäre Begegnungen und das Wirken im Umfeld der Schule. 

Demokratische Schulentwicklung schließt alle Beteiligten in der Schule ein.

Die Demokratisierung von Schule ist ein zentrales Element, um Raum für zukunftsfähige Veränderungen und Möglichkeiten der Partizipation zu schaffen. Demokratische Schulentwicklung ist Aufgabe der gesamten Schulgemeinschaft und ermöglicht die Partizipation aller an Schule beteiligten Personen an Schulentwicklungsprozessen. Neben dem Unterricht spielen Gremienarbeit, Personalentwicklung, Schulkultur und -organisation sowie die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern eine zentrale Rolle. Insbesondere die von Kindern und Jugendlichen ausgehenden Impulse zu Veränderungen werden anerkannt und unterstützt, denn Kinder und Jugendliche möchten Gegenwart und Zukunft aktiv mitgestalten. Damit dies gelingen kann, müssen Kinder und Jugendliche ihre Vorschläge und Ideen einbringen können und an Entscheidungsfindungen beteiligt werden. Aktive Partizipation als elementare Grundlage einer demokratischen Entwicklung ist damit auch ein essenzieller Bestandteil von BNE. 

Eine partizipative Lern- und Schulkultur kann von der Beteiligung im Schulalltag (z. B. durch Patenschaften, Verfahren zur Konfliktbearbeitung und Mediation) bis hin zum verantwortungsvollen Engagement (z. B. Klassenrat, Schülerzeitung, Schulparlament, Lernen durch Engagement) und Teilnahme an Schulprojekten (z. B. Schulhofgestaltung, Mitarbeit in der Schulentwicklung) reichen. Extra dafür ausgewiesene Zeiträume und Strukturen für Beteiligungsprozesse erhöhen die Partizipation und die Identifikation mit der eigenen Schule. Die Kinder und Jugendlichen erleben dadurch ihre Selbstwirksamkeit und erkennen, dass ihre Gestaltungskraft für die Schule und Gesellschaft wichtig ist. Ob im Unterricht, als Wahlfach oder in bestehenden festen schulischen Strukturen: Wenn wir Schülerinnen und Schülern mehr Raum für Mitwirkung und größere Entscheidungsspielräume in der Schule bieten, können diese ihr Potenzial entfalten, Selbstwirksamkeit erleben und den Wandel mitgestalten.

Im Blick: Der „whole school approach“ (WSA)

Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule zu verankern bedarf darüber hinaus einer Schulentwicklung, die sich an einem nachhaltigen, gesamtinstitutionellen Ansatz orientiert. Der „whole school approach“ (WSA) nimmt dies in den Blick. Dabei sollen alle Aktivitäten an einer Schule unter dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung zusammengeführt werden. Dies beginnt mit einem gemeinsamen Grundverständnis, z. B. in Form eines Leitbildes für die Schule (gemeinsame Vision), eines Schulcurriculums, der Unterrichtsgestaltung (BNE inhaltlich und methodisch, interdisziplinär aufgreifen) sowie allen Aktivitäten über den Unterricht hinaus (z. B. nachhaltige Gestaltung von Schulgebäude und Schulareal, nachhaltiges Fahrtenkonzept, Interkultureller Austausch, Elternarbeit, Engagement in der Gemeinde, Einbindung von Partnern und Öffnung der Schule nach außen) und greift damit zentrale Handlungsfelder einer gelingenden Schulentwicklung und Qualitätsentwicklung von Schule auf (s. auch Kap. 5 Orientierungsrahmen Globales Lernen, Qualitätstableau „Bayern macht gute Schule“).

Handlungsfelder einer nachhaltigen Entwicklung an der Schule

                                                                                                    © Grafik ISB (2023)

dazu zählt

dazu zählt

dazu zählt

dazu zählt

dazu zählt

„Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Was wollen wir bis wann womit erreicht haben?“ – Die Bestandsaufnahme und die gemeinsame Verständigung über Ziele und Maßnahmen ist zentraler Bestandteil und Voraussetzung einer demokratischen und nachhaltigen Schulentwicklung und schafft eine breite Basis und Akzeptanz. Und sie macht deutlich, was an vielen Schulen bereits im Themenfeld „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ läuft. 

Damit Schule als Lernort für eine nachhaltige Entwicklung aber ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es einen gesamtheitlichen Ansatz (WSA). Schulleitungen leisten hier einen wichtigen Beitrag, indem sie selbst eine Vision von BNE entwickeln, nachhaltige Prozesse an ihrer Schule unterstützen, Strukturen dafür schaffen, Ressourcen zur Verfügung stellen, die Professionalisierung der Lehrkräfte und die Implementierung von Schülerpartizipation fördern und ihr eigenes Führungshandeln nach dem Leitbild der Nachhaltigkeit ausrichten.

Ideenpool und Netzwerkarbeit: Unterstützungsangebote für Schulen

Um Schulen einen Weg in einen nachhaltigen Schulentwicklungsprozess zu ermöglichen und sie auf diesem Weg zu begleiten, wurden das Programm der „Klimaschule Bayern“ und das BNE-Team Bayern ins Leben gerufen. Zusammen mit den UNESCO-Projektschulen, den Umweltschulen in Europa oder den Partnerschulen für Verbraucherbildung leisten die Klimaschulen in Bayern einen wichtigen und wertvollen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung in ihrer Region und wirken auch als Multiplikatoren für andere über die Schule hinaus.


Mit der Klimaschule Bayern soll Klimaschutz und Nachhaltigkeit mithilfe eines vorstrukturierten Schulentwicklungsprozesses in allen Bereichen des Schullebens verankert werden. Der Schulbetrieb verursacht zudem nicht einen unerheblichen CO2-Ausstoß. Deshalb stehen Schulen vor der Herausforderung, die CO2-Emissionen zu senken und gemeinsam eine Antwort auf den fortschreitenden Klimawandel zu bieten. 

Die UNESCO-Projektschulen (UPS) haben ihr Leitbild auf zentrale UNESCO-Themen, wie z. B. Menschenrechtsbildung, Demokratieerziehung oder Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerichtet. Als Multiplikatoren wirken sie über ihr schulisches Umfeld hinaus (s. auch Publikation „Praxisimpulse zu einer nachhaltigen Schulentwicklung“). Was es heißt, eine UPS zu sein, davon berichten Schülerinnen und Schüler, die Koordinatorin und der Schulleiter des E.T.A.-Hofmann-Gymnasiums in Bamberg.

© Imagevideo Klimaschule Bayern  

© UNESCO-Projektschule: E.T.A. Hoffmann-Gymnasium Bamberg

Darüber hinaus begleitet das BNE-Team Bayern, das sich aus Lehrkräften aller Schularten zusammensetzt und in den jeweiligen Regierungsbezirken wirkt, zukünftig Schulen auf ihrem Weg zur Zertifizierung zur Klimaschule und hält für Schulen Angebote im Themenfeld einer Bildung für nachhaltigen Entwicklung bereit. 

Das Programm der Klimaschule Bayern sowie das neue Netzwerk der BNE-Beraterinnen und BNE-Berater in Bayern bieten Schulen damit ein Angebot zur Unterstützung bei der Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in allen Schularten. 

Auch die ALP Dillingen baut ihr Fortbildungsangebot für Lehrkräfte diesbezüglich weiter aus. 

Anregungen für die Praxis bieten darüber hinaus verschiedene Schulversuche in Kooperation mit der Stiftung Bildungspakt Bayern, die sich mit Aspekten einer nachhaltigen und partizipativen Schulentwicklung auseinandersetzen und mit ihren Ergebnissen anderen Schulen Ideen für die eigene schulische Arbeit bieten. Im Modellversuch „Wirkstatt Nachhaltigkeit“ der Stiftung Bildungspakt Bayern werden neben innovativen und agilen Lernszenarien Räume und neue Formen der Leistungsbewertung sowie die Einbindung von digitalen Medien in Lern- und Lehrprozessen in den Blick genommen. Im Fokus steht dabei ebenso der Whole School Approach. Die Ergebnisse sind richtungsweisend und zeigen für andere Schulen Möglichkeiten der Umsetzung bzw. Handlungsräume auf. 

Der Schulversuch „MIT!“ erprobt die Etablierung von SMV-Strukturen an der Grundschule und der Schulversuch „Schul- und Schülerparlamente“ möchte Schülerinnen und Schülern an weiterführenden Schulen mehr Mitspracherechte und Gestaltungsmöglichkeiten an der Schule eröffnen.

Schulversuch 

Wirkstatt Nachhaltigkeit


Schulversuch

MIT!

Schulversuch

„Schul- und Schülerparlamente stärken“


Im Gespräch mit Kirstin Wolf, Projektleiterin eines Schulversuches an der Universität Bayreuth

Der Schulversuch der Universität Bayreuth in Kooperation mit Engagement Global beschreitet diesen Weg in der Begleitung einzelner Schulen in Oberfranken auf ihrem Weg zum Whole School Approach und vernetzt diese im kommunalen Raum untereinander. Die daraus resultierenden Ergebnisse stehen zukünftig Schulen frei zur Verfügung. 

Kirstin Wolf, Projektleiterin des Schulversuches an der Universität Bayreuth, informiert in einem Interview über Zielsetzung und Konzept des Schulversuchs (Audio-Datei). 

Handeln wir gemeinsam. Jetzt! 


Die Ergebnisse machen Mut und zeigen, wie vielfältig die Wege und Möglichkeiten für Schulen sind, Bildung für nachhaltige Entwicklung an der Schule zu gestalten, und dass es möglich ist. Sie zeigen auch, dass Schulen unter ihren individuellen Bedingungen als lernende Institution ihre individuellen Wege gehen müssen, gleichzeitig aber auch vom Erfahrungsschatz anderer profitieren können. So sollten sich Schulen in ihrem regionalen Umfeld für die Vernetzung mit anderen Schulen und externen Partnern weiter öffnen, um Professionswissen in die Schule zu holen und gleichzeitig weitere Handlungsfelder zu eröffnen. Schule kann auf diese Weise auch deutlich machen, dass sie sich für lokale Entwicklungen interessiert und die Kommune oder den Stadtteil als Lern- und Wirkort erkennt. Gleichzeitig sind diese Kontakte von zentraler Bedeutung für die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern. Bildung für nachhaltige Entwicklung kann Unterricht und Schule so verändern, dass unsere Welt zukunftsfähiger wird. So möchten wir Schulen dazu ermuntern und ermutigen, sich auf den Weg einer Schule zu begeben, die Bildung für nachhaltige Entwicklung und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt. Insbesondere in dem Bewusstsein, dass wir nicht alles neu denken und neu machen müssen, sondern indem wir beginnen, das, was wir bereits tun, anders zu denken und anders zu tun. Packen wir's an! 

Alexandra Weber
Referentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung

Empfohlene Zitierweise

Weber, A. (2022): Schule nachhaltig entwickeln und gestalten. In: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (ISB) (Hrsg.), ISB-Info „Fokus Schulentwicklung. Partizipativ – lebendig – innovativ". Verfügbar unter: https://isb-magazin.de/isb-info/isb-info-schulentwicklung/schulentwicklung-nachhaltig.

Literaturverzeichnis

Deutsche Unesco-Kommission (Hrsg.) (2017): Bildungsagenda 2030. Aktionsrahmen für die Umsetzung von Sustainable Development Goal 4, Bonn. (https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-01/Bildungsagenda%202030_Aktionsrahmen_Kurzfassung_DeutscheVersion_FINAL.pdf.)

Keil, A., Kuckuck, M. & Faßbender, M. (Hrsg.) (2017): BNE-Strukturen gemeinsam gestalten. Fachdidaktische Perspektiven und Forschungen zu Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Lehrkräftebildung, (https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4158) KMBek vom 16. August 2017. 

Gesamtkonzept für die politische Bildung an bayerischen Schulen (2019). https://www.isb.bayern.de/fileadmin/user_upload/Grundsatzabteilung/Politische_Bildung/gesamtkonzept_politische_bildung_2019.pdf

KMK/DUK (2007): Empfehlungen der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und der Deutschen Unesco-Kommission zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule“, (https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2007/2007_06_15_Bildung_f_nachh_Entwicklung.pdf).

Rieckmann, M. (2018): Die Bedeutung von Bildung für nachhaltige Entwicklung für das Erreichen der Sustainable Development Goals (SDGs), ZEP Heft 2, 2018, S. 4-10, in: https://www.waxmann.com/index.phpID=download&id_artikel=ART102510&uid=frei.

Spahn-Skrotzki, G. (2023): Klimabildung – Leitlinien für alle Schulen und Fächer, Weinheim.

Weis, M. & Reiss, K. (u. a.) (2020): Global competence in Pisa 2018. Einstellungen von Fünfzehnjährigen in Deutschland zu globalen und interkulturellen Themen, Wissenschaft macht Schule 2, Münster. (https://www.pedocs.de/volltexte/2020/21069/pdf/Weis_et_al_2020_Global_Competence.pdf).

KMK/BMZ/Engagement Global (Hrsg.) (2016): Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, Bonn. (https://ges.engagement-global.de/publikationen.html?file=files/2_Mediathek/Mediathek_Microsites/OR-Schulprogramm/Downloads/Orientierungsrahmen/Orientierungsrahmen_fuer_den_Lernbereich_barrierefrei.pdf&cid=132226).

Rieß, W.,Mischo, Ch. & Waltner, E.-M. (2018): Ziele einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schule und Hochschule. Auf dem Weg zu empirisch überprüfbaren Kompetenzen. In: GAiA 27/3, S. 298-305. (https://doi.org/10.14512/gaia.27.3.10).

Scheidegger, B. (2017): Umweltbildung. Planungsgrundlagen und didaktische Handlungsfelder, Bern 2018Unesco (Hrsg.), Education for Sustainable Development Goals: Learning Objectives, Paris. (https://unesdoc.unesco.org/in/rest/anno-tationSVC/DownloadWatermarkedAttachment/attach_import_82603519-4d73-431c-9324-8e0dcc1b6b1e?_=247444eng.pdf&to=68&from=1#pdfjs.action=download).

UNESCO (Hrsg.) (2017): Bildung für nachhaltige Entwicklung. Eine Roadmap, o. O. (https://axyqwmwryo.cloudimg.io/v7/https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/media.webmag.io/isb/2023/11/bne-2030-roadmap-de-web-pdf-nicht-bf-1-1701337030466.pdf?func=proxy).

United Nations/Economic Commission for Europe (Hrsg.) (2012), Learning for the future. Competences in Education for Sustainable Development, Genf. (https://unece.org/DAM/env/esd/ESD_Publications/Competences_Publication.pdf).

Podcasts: ISB – Musik von Johnathon M. Horner (Beat Mekanik), Ballet, Free Music Archive, CC BY.

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Titelbild: istock.com/CarmenMurillo