Prof. Felix Stalder

Kultur der Digitalität

Nach Stalder, Professor für digitale Kultur und Theorie der Vernetzung an der Zürcher Hochschule der Künste, baut die Kultur der Digitalität auf den drei Kategorien der Gemeinschaftlichkeit, der Referenzialität und der Algorithmizität auf. Unter Gemeinschaftlichkeit versteht Stalder unter anderem, dass Dingen Bedeutung zugeschrieben wird, indem sie mit anderen Individuen geteilt werden. Diese Art der Gemeinschaftlichkeit lässt sich gut anhand der Funktionsweise von sozialen Netzwerken beschreiben. Dort werden Inhalte, denen eine subjektive Bedeutung zugeschrieben wird, mit anderen Nutzern geteilt, geliked oder kommentiert. So entsteht ein gemeinsamer Kontext um den Gegenstand, was eine kollektive Bedeutung schafft. Die an dem Prozess Beteiligten handeln dabei ihre eigenen Regeln und Normen aus, was zusätzlich zur Vergemeinschaftung beiträgt.

Eng mit dem Beispiel „Soziale Netzwerke“ verbunden ist die Kategorie Referenzialität. Hier geht es darum, Dingen (kulturelle) Bedeutung zuzuweisen, indem man sich in seinen eigenen Gedanken oder Werken darauf bezieht. Besonders deutlich wird dies beispielsweise in den zahlreichen Challenges im Netzwerk TikTok, bei denen es darum geht, ein Video mit einer eigenen Adaption, beispielsweise eines speziellen Tanzes, zu drehen, das Bezug auf ein Ursprungsvideo nimmt. Ein noch bekannteres Beispiel für Referenzialität stellt (die Hypertextstruktur der) Wikipedia dar, wo viele Autorinnen und Autoren Artikel verfassen, die durch Querverweise Bezüge untereinander herstellen.

Durch das Internet sind all diese Informationen, die gemeinsam geteilt und referenziert werden, so viele geworden, dass das Individuum alleine nicht mehr in der Lage ist, diese zu überblicken. Dementsprechend werden diese Informationen von Maschinen oder Programmen vorsortiert und gefiltert präsentiert. Dies bezeichnet Stalder als Algorithmizität. Auch hier dienen soziale Netzwerke als Beispiel. In deren Newsfeeds werden neben den geteilten Inhalten der „Freunde“ auch Inhalte angezeigt, die von einem Algorithmus ausgewählt wurden (oft auf der Basis eigener Vorlieben). Suchmaschinen sind ebenfalls ein sehr gutes Beispiel für diese maschinelle Vorsortierung.

Stalder, F. (2016). Kultur der Digitalität. Berlin: Suhrkamp.