Notfallplan

Prävention und Intervention: Deeskalation akuter Krisensituationen

Haltung

  • In einer akut schwierigen Situation hole ich mir Unterstützung.
  • Akute Situationen muss ich nicht alleine lösen – ich rufe dich als Kollegin oder Kollege und weiß, dass du verlässlich verfügbar bist.
  • Wenn du mich als Kollegin oder Kollege in einer akuten Situation als aktive Unterstützung benötigst, bin ich sofort verfügbar.

Worum geht´s?

Trotz einer guten Beziehung zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern und trotz des Einsatzes verschiedener Präventions- und Interventionstechniken kommt es im Unterricht zu Situationen, in denen es Schülerinnen und Schülern nicht mehr möglich ist, sich an bestehende Regeln zu halten. Das Verhalten der Schülerin und des Schülers verhindert eine Fortführung des Unterrichts, die Gefahr einer Eskalation wächst bzw. ist schon da. Die Schülerin oder der Schüler ist nicht mehr bereit oder fähig, selbstständig in eine andere Klasse zu gehen, so wie es im Baustein „Schattenstundenplan“ vorgesehen ist.

Wer tut was?

Die Lehrkraft  holt über Telefon oder mit Hilfe einer Schülerin oder eines Schülers eine Person, die hinzukommt und hilft, die Situation zu entschärfen. Auf dem Notfallplan steht, welche Person in welcher Stunde Zeit hat und wie und wo diese zu erreichen ist.

Die dazu geholte Person kümmert sich entweder um die Schülerin oder den Schüler, die bzw. der sich in einer besonderen Situation befindet oder übernimmt die Gruppe bzw. Klasse, damit sich die Lehrkraft um die betreffende Schülerin bzw. den Schüler kümmern kann.


Warum ist uns das wichtig?

Durch eine zusätzliche Person wird die Präsenz erhöht. Somit bestehen mehr Handlungsmöglichkeiten, den pädagogischen Bedarfen und Bedürfnissen gerecht zu werden, ggf. intervenierend zu  handeln und die Schülerin oder den Schüler zu beruhigen. Die eskalierende Situation wird durch das Hinzukommen einer weiteren Person entzerrt und dadurch entschärft. Die restliche Gruppe oder Klasse kann weiter unterrichtet bzw. beaufsichtigt werden. Ausschluss- und Drop-Out-Dynamiken können so frühzeitig unterbrochen werden.

Für die Lehrkraft bietet das Wissen um Unterstützung Handlungssicherheit, Entlastung und die Vermeidung von pädagogischen Ohnmachtssituationen. 

Für die Schülerinnen und Schülern bedeutet diese transparente und etablierte Vorgehensweise verlässliches Konfliktverhalten von Lehrerinnen und Lehrern ohne Beziehungsabbruch.

Worauf ist zu achten?

1. Lehrkraft ruft Unterstützung

2. Unterstützung und Lehrkraft klären Vorgehensweise: 

  • Was braucht die Schülerin oder der Schüler? 
  • Wer übernimmt die Klasse? 
  • Wer betreut den betreffenden Schüler? 
  • Wie viel Zeit steht zur Verfügung? 
  • Ist eine Lösung innerhalb oder außerhalb des Klassenzimmers sinnvoll?
  • viele Lehrkräfte sind bereit, Hilfe anzubieten
  • Grundkenntnisse des Umgangs mit Gewalt und  Aggression, z.B. des deeskalierenden Managements, sind vorteilhaft
  • wichtig ist ein reflektierter und professioneller Umgang mit eskalierendem Verhalten - verbunden mit einer zugewandten und wertschätzenden Haltung 
  • falls die Schülerin oder der Schüler trotz Unterstützung nicht bereit ist, aus der Klasse herauszugehen, besteht auch die Möglichkeit, dass die Klasse den Raum verlässt
  • flexible Handhabung und kontrollierter Umgang bei starkem Widerstand

Eine  Gelingensbedingung auch des Notfallplans ist, dass Schülerinnen und Schüler grundsätzlich und in Eskalationssituationen die Autorität der Lehrkräfte akzeptieren. Wesentlich dazu trägt bei, den Notfallplan nicht als Sanktionsmaßnahme sondern als Hilfe zur Teilhabe am Unterricht zu vermitteln.

Damit der Notfallplan von Schülerinnen und Schüler aber auch Lehrkräften als wirksame Maßnahmen erfahren wird, ist es wichtig, dass er in eine Reihe pädagogischer Handlungsweisen eingebettet ist. 

Was nimmt man wahr?

  • Die restliche Klasse kann wieder ungestört lernen.
  • Die betroffene Schülerin bzw. der betroffen Schüler kann durch individuelle Zuwendung  unterstützt werden.
  • Weniger Ohnmacht und mehr Handlungssicherheit und Wirksamkeit für die Lehrkraft.

"Ich bin bei Problemen nicht allein...."

Birgit Wagner, Lehrerin berichtet von der Unterstützung im Kollegium 

Wie sieht das aus?

Der Notfallplan ist in jedem Klassenzimmer sichtbar ausgehängt. Es wird versucht, das Unterstützungsangebot auch am Nachmittag anzubieten.

Geht es auch anders?

Erweiterung des pädagogischen Teams durch 

  • Schulleitung
  • Jugendsozialarbeit an Schulen
  • Lehrkräfte der Schulpsychologie
  • Präsenzmentorin bzw. -mentor

Dieser Baustein wurde an der Josef-Landes-Schule erarbeitet und erprobt.

Zugehörige Theoriemerkmale:

"Präventive Wende" als bewusste Entscheidung in der pädagogischen Schulentwicklung.

Haltungsbasierte Reaktionen schaffen Handlungssicherheit.

Nährboden für gelingende pädagogische Prozesse im Kollegium.

Dieser Artikel ist ein Baustein der ISB-Veröffentlichung

Haltung und Handlungssicherheit –

Schulentwicklung bei herausforderndem Verhalten.

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Bilder: © ISB. Elisabeth Hochleitner