Der Schattenstundenplan

Maßnahme zur Verhinderung von Eskalation sowie Möglichkeit, störungsfreien Unterricht zu gewährleisten.

Haltung

  • Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte haben ein Recht auf ungestörten Unterricht.
  • Uns ist es wichtig, dass ungestörter Unterricht für alle als Normalität von Schule erlebt wird. 
  • Eine Auszeit kann dir helfen, dich wieder auf Lernen einzulassen.

Worum geht's?

Trotz einer guten Beziehung zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern und trotz des Einsatzes verschiedener Präventions- und Interventionstechniken kommt es im Unterricht zu Situationen, in denen es Schülerinnen und Schülern nicht mehr möglich ist, sich an bestehende Regeln zu halten. Das Verhalten der Schülerin oder des Schülers verhindert eine Fortführung des Unterrichts. In der Abwägung „Thematisierung der Störung – Weiterführung des Unterrichts“ kommt die Lehrkraft zum Schluss, dass das Weiterführen des Unterrichts pädagogisch sinnvoller ist.

Wie wird gehandelt?

Die Lehrkraft schickt - bei Bedarf in Begleitung einer anderen Person - den betreffenden Schüler oder die betreffende Schülerin in eine andere Klasse. Welche Klasse in welcher Stunde bereit zur Aufnahme  ist, wird durch den  „Schattenstundenplan“  geregelt.

  • Der Schüler oder die Schülerin geht nach Absprache mit der Lehrkraft mit einem Arbeitsauftrag in eine andere Klasse. 
  • Die Lehrkraft der anderen Klasse ist nicht verantwortlich, dass Arbeitsaufträge erledigt werden.

Nachdem der Schüler oder die Schülerin wieder ins Klassenzimmer zurückgekehrt ist, wird das auslösende Verhalten, das Verhalten beim Weggehen und Zurückkommen sowie die Bearbeitung des Arbeitsauftrages durch die Lehrkraft reflektiert.

Warum ist uns das wichtig?

Der Schüler oder die Schülerin erfährt durch den Orts- und Lehrkraftwechsel eine Zäsur und erhält die Möglichkeit, sich wieder angemessen zu verhalten. Der Unterricht kann ungestört weitergeführt werden. Die Interventionsmaßnahme hat also auch präventiven Charakter, da sie oftmals eine Eskalation verhindert.

Insofern handelt es sich um eine ressourcenschonende Variante des Trainingsraums, da hier keine zusätzliche Lehrkraft und auch kein zusätzlicher Raum benötigt werden.

Worauf ist zu achten?

Die Wirksamkeit des Bausteins beruht auf einer bestehenden und weiterhin stabilen Beziehung zwischen Lehrkraft und Schülerin bzw. Schüler, die eine vorübergehende räumliche Trennung aushält.

Diese Maßnahme muss Ergebnis einer bewussten Entscheidung der Lehrkraft sein, eine Störung nicht im akuten Moment zu bearbeiten, sondern dem Unterricht Vorrang zu geben. Damit die Situation pädagogisch produktiv wird, ist insbesondere eine wohlwollende Wiederaufnahme der Schülerin oder des Schülers entscheidend.

Sind die beiden genannten Bedingungen nicht gegeben, ist diese Form des Time-Outs für die Arbeit mit dem einzelnen Schüler bzw. Schülerin kontraproduktiv.

Für die konkrete Umsetzung ist wichtig:

  • Viele Lehrkräfte sollten bereit sein, Schülerinnen und Schüler aufzunehmen, da nur eine Person pro Klasse aufgenommen wird.
  • Eine klare Kommunikation der Regeln sowie der konkreten Verfahrensweisen im Einzelfall gegenüber Schülerinnen und Schülern sind wichtig, damit diese das Vorgehen transparent und nicht als Strafe erfahren und ihr Verhalten auch wieder verbessern können. Damit dies gelingt, ist ein frühzeitiges und niederschwelliges Reagieren auf Störungen wichtig. 
  • Auch die Kommunikation und Verfahrensweise zwischen abgebender und aufnehmender Lehrkraft muss transparent, genau und möglichst einfach geregelt sein. Hier sind kurze Wege hilfreich.
  • Für alle Beteiligten sollte die Auszeit glaubhaft als Chance und nicht als Strafe kommuniziert werden. (Nicht: „Du störst!“ , sondern „ Damit du und wir gut lernen können, gehe bitte in eine andere Klasse.“)

Was nimmt man wahr?

  • Die Klasse kann wieder ungestört lernen.
  • Die Lehrkraft kann den Unterricht ohne Störung fortführen.
  • Der betroffene Schüler bzw. die Schülerin kann sich in einem anderen Zimmer beruhigen. Die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler bzw. Schülerin wird nicht belastet.

Wie sieht das aus?

Schattenstundenplan der Josef-Landes-Schule

„Vorteilhaft am Schattenstundenplan finde ich..."

Anna Schuster (Lehrerin) zum Schattenstundenplan (0:26 Min.).


„Den Schattenstundenplan an unserer Schule finde ich sehr wichtig..."

Claudia Schmid (Lehrerin) zum Schattenstundenplan (0:19 Min.).


Dieser Baustein wurde an der Josef-Landes-Schule erarbeitet und erprobt.

Zugehörige Theoriemerkmale:

"Präventive Wende" als bewusste Entscheidung in der pädagogischen Schulentwicklung.

Haltungsbasierte Reaktionen schaffen Handlungssicherheit.

Nährboden für gelingende pädagogische Prozesse im Kollegium.

Dieser Artikel ist ein Baustein der ISB-Veröffentlichung

Haltung und Handlungssicherheit –

Schulentwicklung bei herausforderndem Verhalten.

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Bilder: © ISB. Elisabeth Hochleitner