Informeller kollegialer Austausch

oder: Wenn die Morgenrunde am Kopierer mehr als Psychohygiene ist.

Haltung

  • Ich kann benennen, wo es Schwierigkeiten gibt und kann Hilfe einfordern sowie annehmen.
  • Es hilft allen, wenn wir besonders auch Erfolge und Gelingendes miteinander teilen. 
  • Durch emotionale Zuwendung, inhaltliche Anteilnahme, gemeinsame Verantwortung sowie investierte Zeit vermitteln wir uns gegenseitig Unterstützung und Entlastung.

Worum geht's?

Es kommt immer wieder zu Vorfällen mit Schülerinnen und Schülern, für deren Bearbeitung es nötig ist, transparent und zeitnah zu kommunizieren, Vorgehen abzusprechen und involvierte Personen zu benennen. So erhalten alle beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen einen gemeinsamen Blick auf die Schülerin oder den Schüler und ihr oder sein aktuelles Setting. Auf dieser Basis werden Maßnahmen besprochen, welche dafür sorgen, dass das Kind wieder am Schulleben teilnehmen kann. Um zügig und mit individuell passenden Maßnahmen reagieren zu können, kann es vorkommen, dass bei gehäuftem Auftreten von herausfordernden Verhaltensweisen, der informelle Austausch täglich notwendig wird, mehrere Vorfälle besprochen werden oder der Austausch in der  wöchentlichen Lehrerkonferenz oder im Krisengespräch erweitert wird.

Warum informelle Strukturen gerade auch für kleine Schulen oder Außenstellen von Sonderpädagogischen Förderzentren wichtig sind.  

Außenstellen von Sonderpädagogischen Förderzentren haben oft ein Problem: Die pädagogischen Herausforderungen sind genauso groß wie im Haupthaus  - die formelle pädagogische Infrastruktur ist aber meist nicht so gut ausbaubar oder unmittelbar nutzbar. Gerade dann sind informelle Strukturen wichtig. Einerseits erfahren Schülerinnen und Schüler trotzdem Präsenz und Zugewandtheit. Andererseits dient die Pflege dieser Strukturen auch dem Selbstwirksamkeitserleben sowie der Entlastung von Lehrkräften.

 


Warum tun wir das?

Im Umgang mit herausforderndem Verhalten von Schülerinnen und Schülern ist zu beachten, dass der gemeinsame wohlwollende Blick auf die Kinder bzw. Jugendlichen, die Anwendung deeskalierender Strategien sowie der Grundgedanke des Beziehungsaufbaus/ -wiederaufbaus bei allen beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen als Grundlage vorausgesetzt werden. Auf Basis von Transparenz und der gegenseitigen Unterstützung können Kinder und Jugendliche besonders in Krisen mit einem sensibleren Blick wahrgenommen werden. So können schwerwiegendere Maßnahmen, z.B. verschärfter Verweis, Ausschluss verhindert werden. Sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch die Pädagoginnen und Pädagogen spüren so ein tragfähiges Netzwerk. 

Worauf ist zu achten?

Informelle Netzwerke erfordern gerade aufgrund ihrer "Nicht-Strukturiertheit" besondere Aufmerksamkeit und ein Hol- und Bringschuld von Informationen, damit alle relevanten Personen fallabhängig Teil des Netzwerk werden:

  • regelmäßiger Austausch zu festgelegten Zeitpunkten an festgelegten Orten
  • betroffener Personenkreis kann variieren, ist bestenfalls übersichtlich 
  • Weitergabe von Informationen über die Unterrichtszeit hinaus notwendig, z.B. an HPT, OGTS…
  • (sichere) Kommunikationsmittel, z.B. BYCS-Messenger, erleichtern den Austausch und die zeitliche Koordinierung des Treffens
  • „freiwillige Verbindlichkeit“


Was nimmt man wahr?

  • ​Das Fehlen einer starren (Kommunikations-) Struktur ermöglicht einen flexiblen Umgang bei der Lösungsfindung.
  • Perspektivwechsel werden vollzogen.
  • Unterschiedliche Blickwinkel auf die Schülerinnen und Schüler werden ermöglicht.
  • Schülerinnen und Schüler erleben die Zusammenarbeit der Pädagoginnen und Pädagogen in der Arbeit mit ihnen.
  • Der informelle Austausch wird schwieriger, je größer das Kollegium ist.
  • Bei Personal- oder Leitungswechsel erfolgt oftmals eine Strukturänderung.

Zugehörige Theoriemerkmale:

​Haltungsbasierte Reaktionen schaffen Handlungssicherheit

Schule als Ort, an dem es Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen gut geht.

Nährboden für gelingende pädagogische Prozesse im Kollegium.

Bilder: © ISB. Christina Birol

Dieser Artikel ist ein Baustein der ISB-Veröffentlichung

Haltung und Handlungssicherheit –

Schulentwicklung bei herausforderndem Verhalten.

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