
Im Kontext pädagogischer Arbeit wird Handlungssicherheit als ein wesentliches Merkmal von Professionalität beschrieben. Handlungssicherheit kann von einzelnen Lehrkräften als auch Institutionen empfunden werden. Die individuell empfundene berufliche Handlungssicherheit entsteht aus den Antworten auf folgende Fragen (vgl. Jacobs et al. 2018):
Wer bin ich? – Klarheit über die eigene professionelle Rolle
Was tue ich? – Klarheit über die eigenen Aufgaben und Ziele
Was kann ich? – Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
Handlungssicherheit und herausforderndes Verhalten
Handeln und Haltung von Pädagogen bedingen sich gegenseitig. Die Haltung prägt das Handeln, gleichzeitig hat die Reflexion von (nicht) erfolgreichen präventiven und intervenierenden Handlungen Rückwirkung auf die Haltung.
Ohnmachtssituationen können das Ergebnis von herausforderndem Verhalten sein. Immer wieder werden dadurch zentrale Aspekte der professionellen Identität in Frage stellt. Außerdem führt Ohnmachtserleben zu automatisierten, manchmal impulsiven "falschen" Handlungen. Die zentralen Fragen (s.o.) konkretisieren sich dann wie folgt:
- Wer bin ich? Wie sehr bin ich Lehrkraft - wie sehr in erziehender Funktion? Wofür bin ich zuständig?
- Was tue ich? Wie reagiere ich auf entgrenztes, aggressives, … Verhalten? Mit wem kooperiere ich? …
- Was kann ich? Mit welchen konkreten Handlungsweisen (und Haltungen) hatte ich bisher Erfolg? Was verstehe ich unter Erfolg? Wo sind meine Grenzen? Was kann ich nicht? Was kann ich akzeptieren? Aus welchen Erfolgen schöpfe ich?
Individuelle und institutionelle Handlungssicherheit
Sowohl individuelle Pädagoginnen und Pädagogen, Teams und Kollegien als auch eine Schule als Gesamtinstitution können sich mit diesen Fragen konfrontiert sehen.
Insofern gibt es also auch eine individuelle, teambezogene, kollegiale als auch institutionelle Handlungssicherheit im Kontext herausfordernden Verhaltens durch das ggf. gemeinsame Beantworten dieser Fragestellungen.
Pädagoginnen und Pädagogen können Handlungssicherheit (wieder-) herstellen, indem sie sich weiterbilden - insbesondere in der gegenseitigen Unterstützung und Kooperation mit Netzwerkpartnerinnen und -partnern. Sie sind dann in der Lage begründet, souverän und wirksam - professionell zu agieren.
Handlungssicherheit und Schulentwicklung
Gemeinsam wahrgenommen Handlungssicherheit im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung muss ein zentrales Ziel pädagogischer Schulentwicklung sein.
Indem Lehrkräfte und alle an Schule Beteiligten
- auf der Grundlage gemeinsam entwickelter und geteilter Haltungen,
- Klarheit über Visionen, Rollen, Aufgaben und Ziele reflektieren
und individuell wie kollektiv
- pädagogisch wirksame Handlungsweisen entwickeln und anwenden und
- ihre pädagogische Praxis reflektieren und verändern,
erfahren sie Selbstwirksamkeit in akuten Krisen als auch in der langfristigen Prävention.
Belege
- Jacobs, Carsten et. al. (2018): Handlungssicherheit in der sozialen Arbeit. https://uol.de/f/1/inst/paedagogik/ Projektphase/2018_Langerfeldt.pdf. zuletzt aufgerufen am 15.05.2024

Dieser Artikel ist ein Baustein der ISB-Veröffentlichung
Haltung und Handlungssicherheit –
Schulentwicklung bei herausforderndem Verhalten.